Lederpflege

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Purefield
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Lederpflege

#1

Beitrag von Purefield »

Hallo allerseits,

ich suche (bisher erfolglos :hm: ) einen Bericht zur Pflege und Reinigung von Ledersitzen. Ich kann mich nur noch erinnern, dass er im alten Freun.de-Forum unter "Technik, Pflege, Tipps" gestanden hat.

Sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Beitrages führen, bitte an mich!

Vielen Dank erstmal!

Gruß
Dirk
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Monty
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#2

Beitrag von Monty »

Hallo Purefield!

Frag mal Garfield, der müsste das am Besten wissen.
Du erreichst ihn evtl. hier oder unter www.lederdoc.de. Wahrscheinlich eher letzteres, da er urlaubsbedingt wohl nicht allzu aktiv im Forum sein wird. Aber Mails wird er wohl abrufen.

Gruß aus Westfalen
Monty
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Ulrich
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#3

Beitrag von Ulrich »

Hallo Dirk,

weitere Informationen findest du unter: https://www.lederzentrum.de

Ein Artikel, den die Oldtimer-Markt in Zusammenarbeit mit dem Lederzentrum geschrieben hatte, findest du hier: https://www.lederzentrum.de/oldtimer.htm

Ich benutze die Mittel des Lederzentrums (bezogen über den Lederdoc) selbst auch für die Lederausstattungen an meinem 107er und dem TR6 und bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Die Rückbank des 107ers habe ich mit der eigens vom Lederzentrum angemischten Ledertönung nach Reinigung aufgefrischt und nachbehandelt. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.

Besonders wichtig ist, dass du zwischen den Arbeitsschritten (insbesonders vorm Tönen) viel Zeit zum Trocknen lässt und nach der Tönung auch ca. 1 Woche wartest, bis du die nächsten Arbeitsschritte ausführst. Ich hatte zunächst den Fehler gemacht zu schnell zu arbeiten - mit dem Ergebnis, dass sich die Tönung bei der ersten Nachbehandlung wieder gelöst hat. Also Geduld und die Sache wird gut.

Gruß aus'm Ländle
Ulrich
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Garfield
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#4

Beitrag von Garfield »

Moin zusammen aus Schweden!

Mein Brüderchen hat mich auf diesen Thread aufmerksam gemacht - der Buschfunk funktioniert, hehe...

Ich mag Ulrichs Ausführungen zustimmen, wenngleich ich zum Thema "Tönung" noch folgendes ergänzen möchte: Für Kindersitzbänke, die i.d.R. selten bis nie benutzt werden, ist Tönung in Ordnung. Für normal benutzte Ledersitze wie am TR6 ist das Zeugs absolut untauglich, es sei denn, man möcht die Behandlung alle 2 bis 3 Monate wiederholen, oder man fährt seinen Wagen nur 1500 km im Jahr (dann reicht eine jährliche Wiederholung der Anwendung aus). Wer es richtig machen (lassen) möchte, der zieht auschließlich eine richtige Färbung in Betracht. Für das TR-Gestühl kostet so etwas ca. 150 bis 200 Euro pro Sitz.

Der gesuchte Artikel ist bei der Umstellung auf das nei Menü offenbar verschütt gegangen, daher zitiere ich den Artikel hier noch einmal:
Was ist Leder?

Der Werkstoff Leder gehört zu den ältesten Werkstoffen der Welt. War es in der Frühzeit noch lediglich eine Haut, die zum trocknen auf einen Holzrahmen aufgespannt und später noch mit Rauch zusätzlich konserviert wurde, so ersann der Mensch im Verlauf der Zeit neue Gerbverfahren.
Die pflanzliche Gerbung geschah zunächst mit Hilfe von Holz (in Mitteleuropa vornehmlich Eichenholz) und Wasser. Die zu gerbende Haut wurde über einen Zeitraum von 2 Jahren in einer Grube den Gerbstoffen, die im Holz enthalten sind (vornehmlich Phenole), ausgesetzt. Das Produkt war ein sehr hartes, dunkelbraunes Leder, wie es z.B. heute noch für Sättel, Gürtel und Riemen oder Schuhsohlen verwendet wird.
Um dem Leder eine Färbung zu geben, kam man auf den Gedanken, den Gerbbädern Eisenspäne hinzuzugeben. Diese verliehen dem fertigen Leder eine schwärzere Farbgebung. Das Gerben mit Birkenholz (vornehmlich in Ost- und Nordeuropa) ergab ein sehr helles, braunes Leder, in Lappland verwendete man Fischtran zum Gerben und erhielt ein nahezu weißes Leder, welches aber nicht sehr lichtbeständig war und schnell nachdunkelte.
Ursprünglich aus Arabien importiert, brachten die Römer alaungegerbtes Leder nach Germanien. Dieses mit Aluminiumsalzen gegerbte Leder war leichter herzustellen als mit Fischtran und hatte auch nicht den unangenehmen Geruch von Fisch. Der Nachteil dieses Leders war jedoch, daß es sehr Feuchtigkeitsempfindlich war und dem Klima im heutigen Deutschland ausgesetzt nicht lange von Bestand war.
Eine Revolution in der Herstellung von Leder wurde im kalifornischen Nappa Valley vollzogen: Hier wurde zuerst die Alaungerbung mit der pflanzlichen Gerbung kombiniert. Kurz vor Ende des Gerbprozesses im Alaunbad wurde das fast fertige Leder noch einer pflanzlichen Gerbung ausgesetzt. Diese Methode stellte sicher, daß das Leder nicht nur hell, sondern auch relativ wasserbeständig war.
Alle oben genannten Gerbverfahren ergeben ein Leder, das nicht durchgefärbt ist, sondern auf der Rückseite seine ursprüngliche Farbe behält, da die Farbe nachträglich aufgebracht werden muß.
Eine wesentlich schnelleres und somit auch kostengünstigeres Gerbverfahren kam um 1900 auf: Die Chromgerbung. Mit Hilfe von Chromsalzen und unter Zugabe von Farbpigmenten zum Gerbbad erhielt man ein vollkommen durchgefärbtes Leder, das sogenannte Anilinleder.
Dieses Verfahren wurde im Verlauf der letzten 100 Jahre immer weiter verfeinert und hielt in der siebziger Jahren auch Einzug in die Herstellung von Fahrzeugleder.
Selbstverständlich ist die Entwicklung von Gerbmethoden nicht am Ende angelangt, es werden auch heute noch neue Verfahren und Entwicklungen getestet.

Welche Arten von Leder gibt es im Fahrzeugbereich und wie ist es aufgebaut?

Die zu gerbende Haut besteht aus 3 Schichten: Zunächst der Oberleder, der darunter liegenden Fettschicht sowie dem sich darunter befindenden Spaltleder.
Das Oberleder wird vom Spaltleder nun getrennt, das Fett wird für die Gelatine-Herstellung benutzt. Spaltleder findet Verwendung als Fensterleder, Schweißerschürzen und billigen Kleinartikeln wie Portemonnaies, Gartenhandschuhen und ähnlichem sowie in der Möbelindustrie. Für die Fahrzeugleder-Herstellung eignet sich lediglich das Oberleder. Im Fahrzeugbereich werden ausschließlich Glattleder eingesetzt.
Hier werden 4 Oberleder-Arten unterschieden:
-Anilinleder, völlig im Faß durchgefärbtes Leder, Narbe und Rückseite haben eine identische Färbung.
-Semianilinleder ist ein Leder, welches unter Mitverwendung von geringen Mengen von Pigmentfarbstoffen optimiert wird, wobei das natürliche Narbenbild nicht verdeckt werden darf.
- geprägtes Leder ist ein Leder, bei dem “Fehler” in der Narbung durch nachträgliches Prägen unter hohem Druck korrigiert werden. Man erhält über die gesamte Haut eine einheitliche Ledernarbung.
- geschliffen und geprägtes Leder wird vor dem Prägevorgang zusätzlich abgeschliffen, um Unebenheiten und gröbere “Fehler” zu eliminieren.
Es ist anzumerken, daß es sich nicht tatsächlich um Fehler handelt, da Leder ein Naturprodukt ist, in dem Verletzungen, die die Tiere sich zuvor zugefügt haben, zu Ungleichmäßigkeiten führen können. Anilin- und Semianilinleder ist daher auch sehr selten und teuer, da hier nur die makellosen Teile einer Haut verwendet werden können und Verschnittanteile von 70% oder mehr keine Seltenheit sind.

Wie ist Leder aufgebaut?

Leder ist eine Ansammlung von Fasern, die in alle mögliche Richtungen übereinander liegen. Dieser ungeordnete Zustand nimmt zur Oberfläche hin dergestalt ab, als daß die Fasern mehr und mehr parallel zur Oberfläche verlaufen. Diese selbst ist durch ihre natürliche (oder künstlich eingepreßte) Narbung geprägt.
Beim Anilin- und Semianilinleder werden während des Gerbprozesses Farbpigmente zwischen die Fasern eingelagert, sie diffundieren in das Leder hinein. Dadurch entsteht ein durchgefärbtes Leder. Bei semianilinen, geprägten und geschliffenen und geprägten Ledern wird die Färbung des Leders jedoch durch einen Farbauftrag auf die Oberfläche erzielt.
Die Qualität der Färbung entscheidet sich durch die Partikelgröße der Farbpigmente. Sind sie klein genug, um die Poren des Leders nicht zu verstopfen, so bleibt das Leder atmungsaktiv. Die Farbpigmente werden in einem Lösungsmittel gelöst (z.B. Wasser) und letztendlich von einer Fixierung auf dem Leder gehalten. Aufgebracht wird sie in der Regel mittels einer Sprühpistole.

Wie pflegt man intaktes Leder?

Leder ist trotz der Gerbung einem permanenten Verwesungsprozeß ausgesetzt. Das Gerben verlangsamt diesen Prozeß jedoch erheblich, so daß Leder, wenn es entsprechend gepflegt wird, jahrelang annähernd in seinem ursprünglichen Zustand verbleiben kann. Je älter das Leder jedoch wird, um so mehr verliert es seine Eigenschaften. Es wird spröde und brüchig und reißt, durch permanente Benutzung wird die Oberfläche abgenutzt und unansehnlich, oder durch Feuchtigkeit zieht sich das Leder zusammen und reißt schließlich an den Nähten. Um die Frage nach der „richtigen“ Lederpflege vorweg zu nehmen: Jede ( käuflich erhältliche) Lederpflege ist besser als gar keine! Von „Hausrezepten“ wie Nivea-Milch, Vollmilch oder Rhizinus-Öl sollte man jedoch Abstand nehmen. Diese meist mineralisches Öl enthaltenden Stoffe beschleunigen den Verwesungsprozeß, werden mit der Zeit ranzig und verursachen zudem so noch einen unangenehmen Geruch. Für jedes Leder wäre eigentlich ein spezielles Pflegemittel notwendig, hier kommt es ganz klar auf den Einzelfall an. In den meisten Fällen haben wir es bei unserem Hobby allerdings mit bereits angegriffenem Leder zu tun, für das besondere Maßnahmen und Pflegemittel erforderlich sind.

Welche Prozesse führen genau zu diesen Umständen, und wie kann man ihnen entgegenwirken?

Gegerbtes Leder ist ein Naturprodukt, dessen Verwesungsprozeß durch eine bestimmt Behandlungsmethode („gerben“) stark verlangsamt wird. Ganz stoppen kann man diesen Prozeß nicht, lediglich verzögern. Dies geschieht unter anderem damit, daß dem Leder nach Möglichkeit das mineralische Fett sowie Eiweiße entzogen werden und dem Leder statt dessen Gerbstoffe hinzugefügt werden, die einen sauren pH-Wert besitzen. Des weiteren spielen Umwelteinflüsse (Sonne, Feuchtigkeit) eine nicht unerhebliche Rolle, auch eine ausbleibende Pflege hat negative Auswirkungen.
Zunehmend basisch werdendes Leder verwest schneller. Diesen Prozeß kann man aufhalten, indem das Leder zunächst mit einem speziellen Reiniger von Ablagerungen gesäubert wird und man es anschließend mit Essigwasser abreibt und somit wieder einen sauren pH-Wert im Leder einstellt. Danach sollte eine Behandlung mit einer Lederpflege und einer Versiegelung erfolgen, die auch gleichzeitig einen UV-Schutz herstellt. Dies ist besonders wichtig, da UV-Licht (Sonneneinstrahlung!!) die Schrumpfungstemperatur des Leders immer weiter herabsetzt, das heißt, daß feuchtes Leder bei immer niedrigeren Temperaturen nicht mehr maßhaltig ist, sondern „einläuft“ und sich zusammenzieht, mit den entsprechenden Konsequenzen für die Nähte: Hier tun sich die ersten Risse auf, und einmal eingelaufenes und gerissenes Leder kann nicht mehr gerettet werden, sondern muß ersetzt werden. Das Leder ist dann zerstört, man kann diesen Prozeß nicht mehr umkehren. Ebenso sinnvoll ist die regelmäßige Pflege mit dem richtigen Lederfett. Es sollte aus synthetischen Fetten hergestellt sein und schützt vor Ausbleichungen, Austrocknen, Wassertropfen und Verschleiß.
Ist das Leder an der Oberfläche bereits ein wenig brüchig, empfiehlt sich die Pflege mit einem Antioxydantien enthaltenden Mittel. Gleichzeitig sollte ein UV-Schutz aufgebracht werden. Der erwünschte Nebeneffekt ist, daß das Leder wieder seine geschmeidige Oberfläche erhält.

(c)Peter Steckel
Sollten weitere Fragen bestehen: Ich schaue hin und wieder mal hier herrein, allerdings wohl nicht regelmäßig. Viel Spaß noch weiterhin!

Peter
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