Seite 1 von 2

Kniffliges Bremsenproblem an einem Honda Civic

Verfasst: 12.07.2010, 09:17
von darock
Servus Kollegen ...

Ich hoffe ihr könnt mir helfen. Ist zwar kein Triumph aber nicht minder interessant.

Auto ist ein Honda Civic 1.6i-VT BJ1990. Eine Rarität von der es in Österreich geschätzte 10 Stück gibt. Stand ca. 1.5 Jahre unbewegt.

Zum Probleme:

Die hinteren Scheiben-Bremsen (beide) schaffen im hydraulischen Betrieb gerade mal mit viel Zureden 0.5kN am Prüfstand.
Die Handbremse hingegen bringt 0.9-1.2kN. Ganz normale Werte.
Die vorderen Bremsen produzieren Werte zwischen 2.2 und 2.5kN, was für die 262mm Bremsanlage schon als sehr gut anzusehen ist.

Es wurde gemacht:
Kolben in Sättel mehrfach ganz hinaus und wieder hinein bewegt um eventuelles Stecken zu beheben. Rechts war leicht fest, hat sich aber gleich gelöst.
Flüssigkeit mehrfach gewechselt. Zwei Durchgänge mit Kolben bewegen um möglichen Dreck aus dem System zu spülen.
System entlüftet und mit neuer Flüssigkeit befüllt. Sättel dabei hoch gehalten um auch die letzte kleine Luftblase heraus zu bekommen.
Beläge wurden angeschliffen um eventuelle Glasbildung zu entfernen.
An den Scheiben wurden die Kanten gebrochen.
Alles sauber und mit Kupferpaste zusammengebaut.
Beim Entlüften wurde ein Holzstück unter das Bremspedal gelegt um den alten Hauptbremszylinder nicht komplett durchzudrücken, was ja bekanntlich die Dichtungen zerstört.

Das interessante an der Sache ist, dass beide hinteren genau gleich schlecht bremsen da sie eigentlich gar nicht mit einander verbunden sind. Das Auto hat natürlich getrennte Bremskreise LI-Vorne/RE-Hinten und umgekehrt.

Der Mechaniker meinte, das Bremslastverteilungsventil wäre defekt.

Ich persönlich habe schon Unmengen von Hondas gesehen und noch nie auch nur ein einziges defektes Ventil. Vor allem sind es durch die zwei getrennten Kreise auch zwei Ventile und die Chance, dass beide gleichzeitig genau gleich defekt sind ist mehr als gering.

Persönlich habe ich das Gefühl, dass das Bremspedal sehr schwammig ist und sich das Auto auch ziemlich unkontrolliert bremsen lässt. Man hat überhaupt kein Gefühl für einen Druckpunkt oder ähnliches. Man blockiert mehr oder weniger sofort die vorderen Räder (kein ABS).

Wie können die Vorderen einwandfrei und die hinteren so miserabel sein?

Es kann nichts mit den Sätteln selbst zu tun haben weil mechanisch im Handbremsbetrieb funktionieren sie nahezu einwandfrei.

Die Bremsleitungen haben wir gecheckt. Haben keine Risse. Auch unter Druck bilden sie keine Blasen aus. Das war nämlich mein erster Gedanke.


Ich bin ratlos.


Jemand eine Idee?

Bernhard

Verfasst: 12.07.2010, 09:21
von darock
Noch ein kleiner Einwurf.

Auch wenn man am Prüfstand eine längere Zeit voll auf dem Pedal stehen bleibt, steigt der Wert der hinteren nicht. Wäre das Verteilerventil verstopft würde sich doch langsam hinten immer mehr Druck aufbauen, was nicht passiert.

Dieses Ventil ist doch einfach nur ein Gehäuse mit jeweils zwei Düsen darin die die Bremslast 80/20 VO/HI aufteilen ...

Bernhard

Verfasst: 12.07.2010, 09:30
von Gyula
Hi!

Zunächst gehört geklärt, ob das nicht normal ist.
Bei einer Vollbremsung werden die hinteren Räder ja sehr stark entlastet, sie würden rasch blockieren.
Sonst könnten noch falsche Beläge, oder die Bremsscheiben als Ursache in Frage kommen.

Gyula

Verfasst: 12.07.2010, 09:58
von S-TYP34
Was soll das Holzklotz beim Entlüften unter dem Bremsbedal??
Wenn nicht der ganze Weg bedient werden kann bei einem Zweikreis-Hauptbremszylinder kann hinten auch nichts ankommen!
Beim Bremse treten wird im Hauptbremszyl.zuerst die voderen Bremsen bedient und bei weiterem durchtreten geht der Druck nach hinten.
harald

Verfasst: 12.07.2010, 11:56
von darock
Die hintere Bremse sollte Werte zwischen 0.9 und 1.5kN erreichen. Man kann auch ganz genau fühlen, dass ihm hinten Bremsleistung fehlt. Das Auto sackt nur vorne extrem ein.
Ich habe den direkten Vergleich weil ein anderer Freund das gleiche Auto nur mit anderem Motor hat und da spürt man auch wie das Auto eher gleichmäßig einsackt beim Bremsen.
Außerdem hatte ich selbst einen Honda mit exakt der gleichen Bremsanlage und damit einen Vergleich wie es wirklich bremsen sollte.
Bremsscheiben oder Beläge können es nicht sein weil die Handbremse funktioniert ja. Handbremse wirkt auf die hinteren Sättel.

Das mit dem Holzbrett unter dem Pedal ist nur zum Wechseln der Flüssigkeit und nicht während der Fahrt. Man soll alte Hauptbremszylinder nicht komplett durchtreten da Ablagerungen im Inneren die Dichtungen kaputt machen. Ist mir selbst schon passiert.

Das besagte Holzbrett war natürlich nicht unter dem Pedal als das Auto am Bremsenprüfstand war.

Und der Hauptzylinder hat zwei getrennte Leitungen für die zwei Bremskreise. Beide werden gleich bedient, egal wie weit ich ihn drücke. Die Lastaufteilung Vo/Hi erledigt ein Bremslastverteiler pro Kreis.

Wenn der Hauptzylinder kaputt wäre, würden alle schlecht sein und nicht nur die hinteren.
Wenn nur eine Kammer kaputt wäre, würde nur ein Kreis schwächeln.
Wenn der Bremskraftverstärker schwächeln würde, bräuchte man mehr Pedalkraft und ebenfalls wären alle vier Bremsen schwach.

Bernhard

Re: Kniffliges Bremsenproblem an einem Honda Civic

Verfasst: 12.07.2010, 12:00
von darock
ovi-wan hat geschrieben:
darock hat geschrieben:Beim Entlüften wurde ein Holzstück unter das Bremspedal gelegt um den alten Hauptbremszylinder nicht komplett durchzudrücken, was ja bekanntlich die Dichtungen zerstört.
genau! und was soll das mit dem bremsen überhaupt? macht eh nur die felgen schmutzig! und ausserdem nutzt das pedalgummi ja ab!

lol, rofl rofl,
Tja das sagt nur jemand der noch nie einen Bremskraftverstärker gesehen hat der bis zur Mitte mit Bremsflüssigkeit voll war weil beim Entlüften die Dichtungen des HBZ kaputt gegangen sind weil er dabei bis zum Bodenblech durchgetreten wurde.

Im Normalbetrieb bewegt sich der HBZ nur in einem gewissen Bereich und dahinter bilden sich Ablagerungen. Vor allem wenn ein Vorbesitzer bisschen ungenau mit der Wartung war. Wenn man ihn nun komplett durchdrückt reibt der Kolben über die Ablagerungen und zerstört die Dichtungen.

Das ist ein Klassiker ... Millionen HBZ sind auf diese Art und Weise schon gestorben ...

Bernhard

Verfasst: 12.07.2010, 12:59
von batcave
..beim enlüften muß das Verteilerventil an der Hinterachse belastet? werden, sonst kommt da der druck nicht durch und es kann sich luft fangen.
Wurden die Bremsen auf der Hebebühne"hängende Räder?" entlüftet?
Würde ich mal versuchen, kann man da auch meist "manuell" am Karosserieanschluss durchgängig halten.


...bin aber natürlich kein Civic Spezialist

Viel Erfolg

Achim

Verfasst: 12.07.2010, 13:21
von darock
So hightech ist das System nicht ;)

Beim ersten Tausch der Flüssigkeit stand der Wagen auf Rampen und damit war alles belastet. Hat keinen Unterschied gemacht.

Entlüften hat einwandfrei funktioniert und es kam auch bei jedem Zyklus eine normale Menge Flüssigkeit aus dem Nippel. Wir haben gut 500ml Flüssigkeit durchgepumpt.

Bernhard

Verfasst: 12.07.2010, 14:13
von darock
Ich will unter keinen Umständen den HBZ schrotten weil der kostet ein kleines Vermögen für dieses Auto weil es so selten ist. Der eine Zentimeter Pedalweg macht wohl kaum so viel aus aber entscheidet über Leben und Tod des HBZ.

Wir haben vor dem ersten Pickerl-Anlauf (ähnlich TÜV) die komplette Flüssigkeit gewechselt. Es war davor wohl auch keine Luft im System. Es wurden 500ml Flüssigkeit durch das ganze System gejagt. Am Prüfstand war die Bremse hinten schlecht.

Danach haben wir weitere 300ml nur hinten durchgepumpt. Sogar die Sättel mit einer großen Nuss statt den Beläge komplett in 0-Stellung blockiert damit möglichst wenig Volumen im Sattel ist. Sattel hoch gehalten damit er ein Stück überhalb der Leitungen in etwa auf Höhe HBZ ist, ein paar cm darunter, damit sich ja jede einzelne eventuelle Luftblase dort sammelt.

Beim zweiten Anlauf beim Pickerl waren die Werte dann genauso schlecht. hat sich überhaupt nicht geändert.

Ich glaube fast, das der HBZ selbst kaputt ist ...

Aber wir werden wohl wirklich noch einmal Entlüften ohne das Brett. Ich hoffe, wir haben Glück und er geht nicht kaputt :/
Oder er ist schon kaputt und erzeugt nicht genug Druck, dann ist er spätestens nach dem Versuch in ganz durchzutreten komplett kaputt.

Bernhard

Verfasst: 12.07.2010, 14:45
von SteffenTR6rot
Hallo.
Gibt es da keinen Überholsatz?
Google doch mal.
Gruss Steffen

Verfasst: 12.07.2010, 15:04
von darock
Nein, leider. Es gibt auch keinen Nachbauzylinder. Es gab mal einen Überholsatz aber der wird von Honda nicht mehr angeboten. Nur noch das komplette Teil und das kostet eben ein kleines Vermögen :/

Habe einen bekannten der hat genau das gleiche Auto und erst vor Kurzem den HBZ gewechselt ... daher weiss ich das ...

Bernhard

Verfasst: 12.07.2010, 15:46
von Mumins
Dann entlüfte doch mit einem Gerät.

Verfasst: 12.07.2010, 16:10
von gelpont19
Hi Bernhard,

Bremssysteme zu entlüften is manchmal schrecklich... weil es nicht klappt.
Ein Tipp, der glaub ich noch nicht kam ....

Bock die Karre mal hinten hoch - richtig hoch - mit Rampe oder so... dann mach nix und lass ihn über Nacht so stehen....
Wenn de dann nochmal nachpumpst - und Du siehst Luftperlen im Entlüftungsschlauch war´s das. Sonst war´s umsonst. ;D

win

Verfasst: 12.07.2010, 17:32
von darock
Das Auto war beim Wechsel der Gummibuchsen hinten zwei Tage hoch aufgebockt und auch beim entlüften beide mal.

Die Firma aus dem Link kenne ich zwar aber ein gebrauchter HBZ bringt mir leider nicht viel. Bei dem Alter dieser Fahrzeuge ist der vermutlich auch gleich kaputt :(

Am liebsten würde ich mit einer Überdruckanlage entlüften aber dafür müsste ich wohin fahren, wo es soetwas gibt und nachdem das Auto keine Kennzeichen hat und mir leider auch der Zugang zu Probefahrtskennzeichen fehlt fällt das flach. Evtl wäre ein Umbau eines Deckels des HBZ für ein Druckluftfitting interessant aber leider sind diese Deckel genauso selten wie die HBZ selbst. Und da passt leider nur diese eine Serie.

Ihr seid euch also sicher, dass es sich um Luft im System handelt?

Bernhard

Verfasst: 12.07.2010, 18:49
von doktorschlosser
Hallo Bernhard,

ich kenne das Problem aus früheren Zeiten. (CIVIC Bj. 1977)

Die Bremsanlage ließ sich ums verrecken nicht mehr entlüften, nachden sie einmal geöffnet war.

Ich glaube, dass Dein Civic baugleich mit dem Rover 214 sein könnte.
Auch die Rennsemmel von Honda 1.6i mit VANOS etc. müsste die gleiche Grundbremse verbaut haben.
Guck doch mal bei Rover nach einem neuen HBZ.

Gruß aus BO-WAT
Gerhard / Doktorschlosser