Schließwinkel versus Kontaktabstand

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Gyula
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Schließwinkel versus Kontaktabstand

#1

Beitrag von Gyula »

Hi!

Habe ein bisschen über die Elektrik gestöbert (hier und im anderen Forum).

:hm: Da waren Fragen zu Kontaktabstand und Schließwinkel, die m.M. nach nicht exakt genug erörtert wurden und auch zu falscher Auffassung führen können.

...Tschuldigung, konnte nicht anders..... ;D

Etwas Theorie...Transformator
Damit ein Zündfunke mit ausreichend hoher Energie aufgebaut werden kann benötigen wir eine Zündspule (Transformator).
Die Zündspule hat grundsätzlich drei Anschlüsse (+12V, den Hochspannungsanschluss, sowie Masse).
Vom 12V Anschluss geht die Spule mit sehr vielen Windungen zum Hochspannungsanschluss und mit viel weniger Windungen in Richtung dem Masseanschluss. Das Verhältnis der Windungen vom 12 V Anschluss (Primär) zum Hochspannungsanschluss (Sekundär) entspricht theoretisch dem Verhältnis der Transformation.

Beispiel: Sekunder = 20000V; Primär = 12V, also 20000:12 = 1667:1.
Die Sekunderwicklung hat 1667 mal so viele Windungen wie die Primärwindung.

Auch der ohmsche Wirderstand verhält sich gleich. Also kann man auch in etwa mit einem Ohmmeter feststellen, ob die Zündspule in der Größenordnung o.k. ist.

Noch mehr Theorie...Energie
Legt man nun 12V an den richtigen Anschluss der Spule und anschließend den Fußpunkt der Spule gegen Masse dann....folgt ein Ablauf, der nur Millisekunden dauert.....

Im ersten Moment liegt die volle Spannun an und es fließt kein Strom.
In der Folge bricht die Spannung rasch zusammen, gegen Ende der Zeit jedoch langsamer.
Gleichzeitig, aber genau gegenläufig steigt der Strom in der Spule rasch an, bis er gegen Ende der Zeit verflacht und sich auf seinem höchsten Wert stabilisiert.
Wie gesagt, das Ganze in wenigen Millisekunden!!!

Bis jetzt hat sich noch nichts aufregendesn an der Hochspannungsseite der Zündspule getan....

Aber in der Spule hat sich ganz etwas wesentliches ereignet. - Die Spule hat sich mit Energie voll gepumpt. Die maximale Energie hat die Spule dann aufgenommen, wenn der Strom nicht mehr zunimmt.

Endlich Hochspannung....Induktion
Nun öffnen wir den Unterbrecherkontakt:
Die gesamte Energie , die die Spule gespeichert hat bricht in sich zusammen. Und genau diese zusammenbrechende Energie ist dafür verantwortlich, dass jetzt im Sekundärkreis, also am Hochspannungsanschluss eine dem Verhältnis entsprechende Spannung von vielen KV "induziert" wird".

Die Zeit entscheidet.....Ladung
Stellen wir der Spule nicht die ausreichende Zeit zum "Laden" zur Verfügung, dann hat sie nicht die maximal möglich Energie geladen und kann daher nicht die geforderte hohe Zündspannung induzuieren. Die Verbrennung ist nicht optimal oder setzt völlig aus.

Schlussfolgerung: Um die volle Leistung zu erhalten, müssen wir der Spule genügend Zeit zum Laden geben.

Folgerichtig ist es die Zeit, die der Unterbrecherkontakt geschlossen ist das Maß welches entscheidend ist und nicht der Kontaktabstand und nicht der Schließwinkel!!!

Schließwinkel & Kontaktabstand....
Schließwinkel und Kontaktabstand sind nur "Hilfsmittel" um die Zeit, die der Kontakt geschlossen bleibt zu definieren, wobei der Schließwinkel der genauere ist.

Das Drehzahlproblem....
Nun kommen wir zu einem Problem:
Nachdem der Schließwinkel (z. B. 35 Grad + 25 Grad Öffnungswinkel ergibt 60 Grad Zündabstand im Verteiler) über den gesamten Derehzalbereich konstant bleibt, nimmt die effektive Zeit, wo der Kontakt tatsächlich geschlossen ist mit zunehmender Drehzahl dramatisch ab.
Dies bedeutet, dass die Spule mit zunehmender Drehzahl immer weniger Zeit zur Verfügung hat um sich zu laden.
Die Folge ist, dass mit zunehmender Drehzahl die Hochspannung kleiner wird! Um das Problem zu verhindern lässt sich der Schließwinkel nicht beliebig vergrößern, da sich sonst Öffnungszeiten und der Zündzeitpunkt nicht mehr ausgehen....

Mit der Zeit brennen die Kontakte langsam ab und der Kontaktabstand vergrößert sich. Mit größerem Kontaktabstand nimmt der Schließwinkel ab, Konsequenz --> die ZEIT! reicht nicht mehr aus um die Spule zu laden.

Fazit......
ALSO: Bitte nach Möglichkeit den Schließwinkel zur Überprüfung verwenden (es gibt Messgeräte um ein paar Euro) und den Wert auf die obere Grenze stellen, aber nicht darüber!!!

Lösungsansätze.....
Verbesserung der Situation in Sicht?
Kontaktlose Zündungen verhindern das Kontaktprellen und liefern dabei eine schöne Hochspannung. Aber wie ist es mit dem Schließwinkel, oder besser gesagt mit der Zeit, die die Spule zum Laden zur Verfügung hat?
Gute, kontaktlose Zündungen halten die Zeit, die die Spule geladen wird konstat. D.h. die Spule wird bei jeder Drehzahl gleich lange geladen und liefert daher auch eine konstant hohe Hochspannung.
Spule und Elektronik müssen aber gurt abgestimmt sein!

Andere, minderwertigere kontaktlose Zündanlagen hingegen haben das selbe Problem mit der Ladezeit wie die Kontakte... Die Ladezeit nimmt mit der Drehzahl ab...

Quizfrage....
welche habt ihr verbaut?????



Gyula :D
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#2

Beitrag von MadMarx »

das problem mit dem schließwinkel ist, daß es verschiedene nockenformen gibt. die verteiler sehen alle gleich aus, wurden aber in minis jaguars, fords und anderen autos verwendet. manche haben einen anderen nocken, der einen anderen schließwinkel erzeugt.

aus verschleiß- und zuverlässigkeitsgründen wurde der abstand 0,4mm als optimal erachtet. je nach nocken ergibt sich bei diesem abstand ein schließwinkel.

gruß
chris
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#3

Beitrag von Gyula »

Hi!

@ Chris: Man könnte ja unterschiedliche Nockenformen fabrizieren, die bei 0,4mm Abstand völlig unterschiedliche Schließwinkel erzielen.
Die 0, 4mm werden schon richtig sein, aber nur, wie du auch sagtest, um die Sicherheit und Lebensdauer zu garantieren.

Also musss die Nockenform so ausgebildet sein, dass bei dem erforderlichen Schließwinkel (bei unserem 6 Zylinder sind das um die 35 Grad, beim 4 Zylinder werden es wohl um die 55 Grad sein) eben auch ein gewisser Kontaktabstand besteht.
Wird der Kontaktabstand bei gleichem Schließwinkel zu klein, so hast du erhöhten Abbrand, sonst nichts. Wird der Kontaktabstand zu groß, bekommst du Prellen / Flattern.

Wenn du den Schließwinkel mit neuen Kontakten über den Kontaktabstand einstellst, wird beides stimmen (Abstand und Schließwinkel).
Wenn du gebrauchte Kontakte nachjustierst, so stimmt bei richtigem Kontaktabstand der Schließwinkel mit Sicherheit nicht mehr.
Durch Materialwanderung entsteht auf dem einen Kontakt ein Berg und am anderen eine Mulde. Wenn du die Lehre dazwischenschiebst misst du den Abstand zweischen Bergspitze und dem Kraterrand (auch bei noch brauchbaren Kontakten).
Während dem Schließen der Kontakte taucht aber der Berg zuerst in den Krater ein, bevor er kontaktiert.
Folglich stimmt der Schließwinel nicht, obwohl du den Abstand richtig justiert hast......
Der Schließwinkel ist zu klein, die Spule wird nicht ausreichedn "geladen" und folglich wird zu wenig Hochspannung induziert...

Zu wenig Energie führt (kann führen) z.B. im Teillastbereich (= magerer) zu unvollkommener Zündung = Aussetzter!


Sorry, wollte dir nicht grundsätzlich widersprechen :heilig:


Gyula :D
eggy

#4

Beitrag von eggy »

Jetz weiß ich warum wir schon früher beim Käfer, mein 1. Auto, vor dem Einstellen den Unterbrecherkontakt mit einer Nagelfeile od. Schmirgelpapier maltretiert haben. :kopfklatsch

Servus

Eggy, der sich grad überlegt wegen des Wetters in den Süden auzuwandern! 8O :)
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#5

Beitrag von MadMarx »

Gyula hat geschrieben: Sorry, wollte dir nicht grundsätzlich widersprechen :heilig:
hi Gyula,

ich wollte dir nicht widersprechen. deine ausführungen waren absolut richtig, ich wollte nur darauf hinweisen, daß bei manchen verteilern bei korrektem schließwinkel manchmal nur 0,25mm kontakabstand vorhanden sind. das kommt eben durch verschiedene nockenformen.

ich habe mal in meinem golf tuningbuch nachgeschaut. die schreiben 47° schließwinkel vor. beim TR4 sind es 60°. wie man sieht ist das schon ein unterschied.
manche nocken sind flacher, damit man geringeren federdruck am kontakt fahren kann.

hochdrehende motoren haben meist große schließwinkel und starke federn.

leider gibt es diese unterbrecher nicht mehr. selbst bei bosch sind die federn zu weich für drehzahlen über 5500 rpm. die kommen mit dem steilen TR4 nocken nicht klar. hier wurde aus rationlisierung federn von anderen kontaken übernommen. gleiches gilt für die lucas kontakte.

meine alten kontaktruinen von doduco haben viel stärkere federn und halten hohe drehzahlen aus.

gruß
chris
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