Pingel hat geschrieben: ↑10.12.2021, 21:50
Jessas Na, was für ein schöner Fred. I'm lovin it
Da prallen ja Welten aufeinander. M$ Jünger gegen Linux Nerds. Und das in einem Autoforum. Dazu noch in einem Forum, wo es um alte Autos geht. Aber wo bleiben die Äpfel? Sind die nicht da, oder schauen sie nur gelangweilt zu? Wäre doch schön zu lesen, was sie zu diesem Thema beizutragen hätten.
Wenn hier schon mal jemand fragt, dann möchte ich aus Sicht eines langjährigen Apple Nutzers auch noch was beitragen. Leider ist das nicht mit wenigen Sätzen erklärt, aber bei dem Wetter reicht die Zeit auch für ein paar Zeilen mehr.
Aber erstmal möchte ich die Leistungsfähigkeit der Officeprodukte ins rechte Licht rücken. Die wenigsten von euch werden die wahre Leistungsfähigkeit nutzen. Aus meiner Sicht kommt die erst zum Vorschein, wenn man alt F11 drückt und dann weiß was man damit anfangen kann. Ich habe das oft genutzt.
Nach meiner Einschätzung haben alle Microsoftprodukte mit Ausnahme des Browsers das Problem, dass sie immer noch viel zu viele Altlasten mitschleppen bzw. nie erneuert wurden. So hat z. B. jemand im aktuellen Windows 11 (was ist daran eigentlich neu außer dem Design???) noch Fehlermeldungen aus Windows 3.11 gefunden. Auch die Architektur des Betriebssystems wurde nie angepasst. Das ist vermutlich der Kompatibilität geschuldet und hat dann zu schwer wartbarer Software geführt.
Apple ist da anders vorgegangen. Hier wurden alte Zöpfe regelmäßig abgeschnitten und Software von Grund auf neu entwickelt. Als Beispiel das zur Filmproduktion verwendete Final Cut Pro. Als Apple die Software von Grund auf neu geschrieben hat war das Geschrei groß, weil die neue Version viel Features der alten Version zunächst nicht mehr hatte und daraufhin sind viele Filmproduzenten zur Konkurrenz gewechselt. Heute Jahre später ist neue Version von Final Cut Pro leistungsfähiger wie die alte Version und wird ständig erweitert. Aufgrund der neuen Architektur lassen sich neue Funktionen viel leichter einbauen als in der ursprünglichen Version.
Apple hat mehrfach gravierenden Umbrüche gezielt durchgeführt ohne das die Mehrheit der Nutzer ein Problem damit hatten. Als die Entwicklung von OS 9 in der Sackgasse steckte (veraltete Softwarebasis wie heute bei Windows), erfolgte eine radikale Umstellung auf ein Unix ähnliches Betriebssystem. Das alte OS 9 lief in einer Emulation unter dem neuen OS X. Als Anwender habe ich gar nicht gemerkt unter welchem Betriebssystem mein gerade benutztes Programm läuft. Ein weiterer Umbruch war der Wechsel der Prozessorarchitektur von Motorola / IBM zu Intel und aktuell gerade von Intel zu eigenen Prozessoren. Auch hier merkt der Anwender nichts, außer das die Windows Simulation nicht mehr geht.
So weit mir bekannt hat Microsoft noch nicht einen solchen Umbruch hinbekommen und das wäre sicher sinnvoll. Das Microsoft kein Interesse mehr an der weiteren Entwicklung von Windows hat kann man schon daran erkennen, das im Geschäftsbericht Windows nur noch unter Sonstige auftaucht. Wer das von anderen Firmen kennt weiß das dies ein sicheres Zeichen dafür ist, dass dieser Geschäftsbereich nicht mehr als relevant angesehen wird und sicher keine weiteren Investitionen in den Bereich erfolgen werden. Windows 12 und weitere wird es von Microsoft sicher nicht mehr geben. Womit ich ein reines Wartungs und oder kosmetisches Update das einen neuen Namen bekommt nicht ausschließen will. Aber neue Technologie ist sicher nicht mehr zu erwarten.
Microsoft hat trotz der noch hohen Verbreitung den "Kampf" um das Betriebssystem bereits verloren und wendet sich anderen Geschäftsfeldern in der Cloud wie z. B. Azure zu.
Warum hat Microsoft verloren? Viele Nutzer verwenden sowohl einen Rechner als auch ein mobiles Gerät. Zwischen diesen Geräten soll möglichst Interoperabilität bestehen. Das setzt ein möglichst einheitliches System voraus.
Microsoft hat es nie geschafft einen signifikanten Marktanteil im Bereich mobile Geräte mit Windows mobile zu erreichen. Gleiches gilt für Google im Bereich Desktop. So ist Microsoft nach wie vor führend bei den Desktops und Google bei den mobilen Geräten.
Einzig Apple ist in beiden Bereichen stark vertreten und bietet Software an die den nahtlosen Übergang von der Bearbeitung auf dem Handy zur Bearbeitung auf dem Desktop bietet. Als Entwickler kann ich eine App für das iPad erzeugen die sofort auch auf einem Mac native unter Nutzung der Systemresourcen lauffähig ist. Gut, Windows 11 soll auch Android App's ausführen können. Dies wird aber nicht nativ sondern in einem Android Emulator erfolgen.
Microsoft setzt darauf, dass künftig alle Dienste im Web angeboten werden und damit Rechner mit aufwendigem Betriebssystem überflüssig werden und sich die Dienste als Abo vermarkten lassen. Gut möglich das die Rechnung aufgeht. Schließlich hatten wir vor dem PC-Boom auch zentrale Rechner mit "dummen" Terminals. Solange wir aber noch Desktops und mobile Geräte mit eigenen Apps betreiben wird Apple noch lange die Nase vorn haben. Übrigens ist Darwin der Kern des Betriebssystems von Mac und iPhone Open Source und die Systeme sind seit der Version 10.5 offiziell UNIX zertifiziert. Seit Apple eigene Prozessoren produziert sind auch Leistung und Preis wieder in den Bereich der PC's gerückt. Der Blick über den Zaum könnte lohnend sein.
Vielleicht werden wir aber zukünftig nur mobile Geräte dann als dumme Terminals einsetzen. In dem Fall wären Microsoft und Google die Gewinner. Mal sehen wohin sich das alles entwickelt. Ich möchte jedenfalls meine Geräte auch zukünftig ohne Internetverbindung nutzen können sowie meine Daten im Haus behalten und das spricht eindeutig für den Gang zum Obsthändler.
Uuups, da war doch noch was - Die Diskussion ging doch um Windows oder Linux??? Gut, dann auch dazu noch etwas.
Linux ist der Oberbegriff für einen Teil der Unix artigen Betriebssystemen. Diese Systeme werden gerne bei Internetprovidern und in Geräten aller Art wie bzw. Waschmaschinen verwendet. Die Vorherrschaft in den Serverfarmen der Internetprovider wird aller Voraussicht nach bald deutlich schrumpfen. Apple hat mit ihren neuen Prozessoren eine Leistungsfähigkeit pro Watt erreicht die seines gleichen sucht und nächstes Jahr wenn der M2 kommt wird dieser Vorteil noch deutlicher werden. Bei tausenden von Rechner ist der Stromverbrauch der Rechner und der Stromverbrauch der notwendigen Klimaanlagen ein wesentlicher Kostenfaktor, der bei Neuanschaffungen eine Rolle spielt.
Aber hier geht es ja um Linux für den Desktop. Hier sollte man erst mal anmerken das es eine Unzahl von Linux Distributionen gibt die nicht unbedingt untereinander kompatibel sind. Fedora, Umbuntu, Suse, Debian, ... um ein paar Beispiele zu nennen. Warum sollte man also zu Linux wechseln? Ein Grund dürfte sicher der bessere Schutz vor Viren und Malware sein. Eine Vielzahl von Open Source Software ist sicher auch nicht zu verachten. Darauf ist man dann aber auch angewiesen, da es keine der viel verwendeten Softwarepakte von Microsoft, Adobe, Affinity usw. für Linux gibt. Wer mit Open Office klarkommt und Gimp als Ersatz für Photoshop auskommt oder Inkscape anstelle von Affinity Designer verwenden will ist mit Linux sicher gut bedient. Für mich wäre das aber nichts.
Bevor man sich für ein System entscheidet sollte man erst mal klären was man damit eigentlich machen will.
Ich benutze einen Rechner um Aufgaben zu lösen, sei es um zu kommunizieren, Urlaubsfotos zu bearbeiten, Nebenkostenabrechnungen oder Webseiten zu erstellen, Bankgeschäfte erledigen, Software zu entwickeln usw. Ich brauche den Rechner nicht um meine Zeit mit der Installation und Updates von Virenscanner, Treibern, Grafikkarten usw. zu verschwenden. Ich entsinne mich an Kollegen, die Montags ins Büro kamen und stolz davon berichteten was sie wieder für eine tolle Grafikkarte installiert haben und was für Probleme der Treiber für den DVD-Brenner machte der nur für 32 Bit zu haben war. Nächstes Wochenende war dann der Einbau einer neuen CPU geplant. Produktiv waren die Jungs mit ihren Windowsmaschinen nie. Und genau darum geht es doch. Womit kann ich die gestellte Aufgabe am besten und schnellsten lösen. Dabei ist bekannte Standardsoftware sicher von Vorteil. Dafür gibt es die meisten Bücher, Hilfen im Netz und man kann ggf. sogar Kurse bei der VHS besuchen.
Und damit sind wir bei dem aus meiner Sicht größten Mangel von Linux. Die sogenannte Standardsoftware wie Microsoft Office, Creative Suite von Adobe, die Programme von Affinity und vieles mehr gibt es nicht für Linux und wird es auch nicht geben da neben der reinen Portierung auch eine Anpassung an die Vielzahl der Derivate sich nicht lohnen wird. Auch die Beliebtheit der einzelnen Distributionen wechselt im Laufe der Jahre immer wieder. Will ich von Suse zu Umbuntu wechseln ist nicht sicher das alle Programme ohne Anpassung laufen.
Was nimmt man dann? Werfen wir doch mal einen Blick auf das Angebot des Obsthändlers.
- MacOS ist seit über 10 Jahren bzw. der Version 10.5 ein zertifiziertes UNIX Betriebssystem.
- Darwin der Kern des MacOS ist sogar Open Source.
- Das System ist somit vergleichbar sicher oder sogar sicherer wie Linux und eigentliche Linux Programme wie OpenOffice, Gimp oder InkScape sind auch verfügbar.
- Die Standardprogramme wie Microsoft Office, Adobe Creative Suite, DxO und viele andere sind für MacOS verfügbar. Die Officeprogramme sind nicht nur mit VBA sondern auch per Apple Script steuerbar und damit sogar vielfältiger nutzbar als unter Windows.
- Es gibt viele Programme wie Rapidweaver oder PaintCode die es nur für MacOS gibt.
- Die Hardwarearichtektur inklusive MacOS ist besser für Musikproduktion geeignet.
- Das MacOS ist einfacher zu konfigurieren wie Windows oder Linux und für Freunde der Kommandozeile steht ein vollständiges UNIX Terminal zur Verfügung.
- Wenn man für einzelne Anwendungen wirklich noch Windows benötigt, kann man auf Intel Mac's sogar mit einem Original Windows booten. Alternativ stehen unter MacOS verschiedene Virtualisierungsmöglichkeiten für Windows bereit. Das gilt (noch?) nicht für Apple Silicon (Rechner mit Prozessoren von Apple). Ich habe nur ein Windowsprogramm das ich sehr selten nutze und das läuft auf meinem NAS in einer virtuellen Maschine.
- Auch Linux kann man auf dem Mac problemlos in einer virtuellen Maschine betreiben.
- Der Wartungsaufwand ist deutlich geringer wie bei anderen Systemen.
- Zusammenarbeit mit dem Betriebssystem iOS für iPhone und iPad ist besser als Zusammenarbeit zwischen Windows oder Linux mit Android.
Nachteile gibt es natürlich auch. MacOS läuft nur auf Hardware von Apple. Die meisten scheuen den vermeintlich hohen Preis. Das relativiert sich aber wenn man berücksichtigt das man Software mitgeliefert bekommt, die man beim PC noch käuflich erwerben müsste und der längeren Nutzungsdauer der Geräte sowie einem höheren Wiederverkaufswert. Seit Apple eigene Prozessoren einsetzt sind die Preise im Vergleich zu ähnlichen PC's durchaus wieder konkurrenzfähig.
Die Geräte sind nicht oder nur begrenzt auf- und umrüstbar. Durch immer weiterfortschreitende Miniaturisierung wird es aber auch immer weniger Nutzern gelingen die notwendigen Arbeiten fehlerfrei durchzuführen, so dass dieses Konzept zwar ärgerlich aber auch verständlich ist. Ich kann wir ja vorher überlegen was ich in Zukunft mit dem Rechner machen will. Außerdem lassen sich selbst Grafikkarten über externe Thunderbolt 3 und 4 Schnittstellen einbinden. Durch den hohen Wiederverkaufswert ist auch ein Rechnerwechsel ohne zu große finanzielle Verluste möglich.
Noch zur Erklärung der Unterschied zwischen UNIX und Unix. UNIX ist eine Marke der Open Group und darf nur von zertifizierten Systemen wie z. B. MacOS ab Version 10.5 verwendet werden. Unix wird hingegen als Bezeichnung für sämtliche unixartigen Systeme verwendet. Diese können in UNIX-Derivate und unixoide Systeme eingeteilt werden und sind nicht vollständig UNIX kompatibel. In diesen Bereich gehören die Linux Varianten genau so wie Android. Wobei bei Android die Meinungen auseinandergehen, da die Javaruntime eigentlich nicht zum Konzept der Unixsysteme passt.
Mein Fazit: Ich bin froh nie einen privaten Microsoft PC besessen zu haben (TR-S 80 Video Genie, diverse Atari ST und TT und Apple seit System 7.3) und ich sehe keinen Grund auf Linux zu wechseln. Beruflich habe ich mit UNIX und Windows gearbeitet und kenne daher auch dieses Systeme.
Wer mit seinem Windows PC zufrieden ist sollte dabei bleiben aber nicht mehr damit rechnen das es noch große technische Fortschritte mit Windows gibt. Wer aus welchem Grund auch immer Windows verlassen will oder einen neuen Rechner braucht sollte sich in jedem Fall auch mal beim Obsthändler umsehen. Auch wenn der nur scheinbar teuere Äpfel im Angebot hat sind da doch ein paar gute Dinge zu finden. Linux würde ich nur in Betracht ziehen, wenn die Hardware nicht erneuert werden soll und man mit dem beschränkten Softwareangebot auf Dauer klarkommt.
Kamphausen hat geschrieben: ↑11.12.2021, 11:50
Wer ein mal in eine der Welten eingestiegen ist, will nicht wechseln, weil er sich damit auskennt...wie bei IOS und Android...
Das beste Werkzeug ist immer das, mit dem man umgehen kann....
Da hat Peter denn Nagel auf den Kopf getroffen. Wer aber mal über den Tellerrand geblickt hat merkt schnell das sich die Systeme doch sehr gleichen und ein Wechsel kein wirkliches Problem ist. Und manchmal bringt ein neues Werkzeug auch neuen Nutzen, so dass sich die Einarbeitung lohnen kann.
Gruß Berthold